Denkfabrik: Wirtschaft & Gastwelt brauchen Arbeitskräfte und keine Abschottungssignale

30. Januar 2025 – Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG)

Unions-Mehrheit mit AfD-Stimmen wirft problematisches Licht auf Standort Deutschland

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) kritisiert die Entscheidung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vom Mittwoch, gemeinsam mit der AfD Anträge zur Migration im Bundestag zu verabschieden, als fatales Signal für die deutsche Wirtschaft und den hiesigen Arbeitsmarkt. „Ganz abgesehen von der Botschaft, wenn man im Parlament Rechtspopulisten ermöglicht, die Agenda zu bestimmen und Demokraten auch noch mitspielen: Wer nach Deutschland kommen will, um zu arbeiten, bekommt durch diese Abstimmung – gewollt oder ungewollt – das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Doch wir brauchen dringend Zuwanderung, um zentrale Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche funktionsfähig zu halten. Für unsere Gastwelt gilt das in besonderem Maße“, warnt Dr. Marcel Klinge, Vorstandsvorsitzender der DZG.

Es sei legitim und auch notwendig, über Migration und deren Begrenzung zu diskutieren, doch eine solche Debatte müsse differenziert, in der demokratischen Mitte und auch mit Blick auf die wirtschaftlichen Notwendigkeiten geführt werden. „Deutschland ist auf gesteuerte, auf qualifizierte Zuwanderung von dringend benötigten Arbeitskräften angewiesen. Wer über Migration spricht, darf den Arbeitskräftemangel nicht ausblenden. Eine Politik, die Härte, Abschottung und Getöse in den Vordergrund stellt, gefährdet die Wirtschaft und die soziale Infrastruktur in allen 11.000 Gemeinden des Landes. Das muss man klar und deutlich sagen“, so der ehemalige Bundestagsabgeordnete. 

Die DZG warnt zudem vor den negativen internationalen Auswirkungen solcher Abstimmungen. „Eine Mehrheit für geschlossene Grenzen mit einer rechtsextremen Partei herbeizuführen, sendet ein verheerendes Signal an Europa und die Welt. Das schadet Investitionen, der Tourismuswirtschaft und der wirtschaftlichen Stabilität – und untergräbt letztlich auch die demokratische Kultur und das Vertrauen in den Standort Deutschland“, betont Klinge. Es wäre aus Sicht der Denkfabrik klüger gewesen, mit einer demokratischen Mehrheit nach der Bundestagswahl, gemeinsam mit einer neuen wirtschafts- und europapolitischen Agenda klare Regelungen für das Thema zu finden.

Die Denkfabrik fordert von allen demokratischen Parteien ein klares Bekenntnis zu einer strategisch gesteuerten Zuwanderungspolitik. „Ohne ausländische Arbeitskräfte kann die Gastwelt vielerorts gar nicht mehr funktionieren. Wer im Wahlkampf wirtschaftliche Stärke verspricht, muss sich auch klar für eine differenzierte Zuwanderungspolitik positionieren, die Arbeitskräfte anzieht, statt sie lautestmöglich abzuschrecken“, so Klinge abschließend.

Hintergrund

Gastwelt

Die Gastwelt ist ein vom Fraunhofer IAO und der Denkfabrik im Jahr 2022 neu konzipierter Dienstleistungssektor, der Gastlichkeit und Lebensqualität als gemeinsames Serviceprodukt in den Mittelpunkt stellt. Die Gastwelt ist durch ihre 250.000 mittelständischen Betriebe eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft und mit 6,2 Millionen Mitarbeitenden der zweitgrößte Arbeitgeber Deutschlands. Sie setzt sich aus den Gastwelt-Sektoren Beherbergung, Gastronomie, Foodservice, Tourismus und Freizeitwirtschaft zusammen und prägt damit den Alltag von Millionen Menschen. Als Arbeitgeber, Standortfaktor und Innovationsmotor trägt die Gastwelt maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität bei und schafft als #HerzUnsererGesellschaft Orte der Begegnung und des sozialen Miteinanders. Ihre enge Verzahnung mit Handel, Mobilität, Digitalisierung und Infrastruktur macht sie zu einer unverzichtbaren Querschnittsbranche mit Millionen Arbeitsplätzen und hoher Standorttreue.

DZG

Die 2021 gegründete Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) vernetzt auf Bundesebene Politik, Wissenschaft, Verbände und hochkarätige Vertreter aller Wertschöpfungssektoren der Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeit). Der interdisziplinäre und überparteiliche Thinktank fokussiert sich inhaltlich auf strategische Zukunftsthemen – wie Arbeitskräftesicherung, Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und KI – und entwickelt praxisnahe Maßnahmen zur effektiveren Krisenbewältigung.

Die über 200 Mitgliedsunternehmen und Partner der Spitzenorganisation (wie z.B. die Radeberger Gruppe, Deutsche Bahn, Unilever Food, Motel One, Transgourmet, Metro, Center Parcs, Dorint, Bioland, Dussmann, NordCap, Best Reisen, FlixBus, Booking.com, Gerolsteiner) beschäftigen zusammen über 740.000 Mitarbeitende in allen Regionen Deutschlands. Außerdem engagieren sich über 20 führende Verbände und Organisationen aus allen fünf Gastwelt-Sektoren (wie z.B. die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland HDV, der Verband Deutscher Freizeitparks VDFU, der Verband Internet Reisevertrieb VIR, der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen, die Deutsche Barkeeper-Union DBU, die Jeunes Restaurateurs Deutschland JRE, der Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik HKI) in der DZG.