DZG fordert zentralen Ansprechpartner im Kanzleramt

30. Januar 2025 – Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG)

Bundestagswahl 2025 bietet einmalige Chance für Bündelung der Zuständigkeiten im Bund

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) drängt wenige Wochen vor der Bundestagswahl auf eine grundlegende Neuordnung der politischen Zuständigkeiten für die Gastwelt bzw. Tourismuswirtschaft. Mit 6,2 Millionen Beschäftigten, 453,1 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung im Jahr 2023 und einer flächendeckenden Präsenz in allen 11.000 deutschen Gemeinden sei die Gastwelt ein unverzichtbarer Wirtschafts- und Gesellschaftsfaktor. Doch die aktuelle Zersplitterung der Kompetenzen im Bund – ganze zwölf Ministerien und Beauftragte haben Zuständigkeiten – blockiert dringend notwendige Fortschritte. „Eine strategische Neuausrichtung ist aus unserer Sicht überfällig und muss direkt nach der Wahl in Angriff genommen werden“, so DZG-Vorstandssprecher Dr. Marcel Klinge.

Die nächste Bundesregierung habe jetzt die Chance, die politische Organisation und Verankerung des Dienstleistungssektors Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeit) im Bund grundlegend zu reformieren und damit deutlich effektiver zu gestalten, ohne dafür Geld in die Hand nehmen zu müssen, betont der ehemalige Bundestagsabgeordnete. Es sei erstaunlich, dass dieses zentrale Thema bislang kaum Teil der politischen Debatte sei – dabei wäre jetzt der richtige Moment, mögliche Koalitionspartner für bessere Strukturen zu sensibilisieren. „Schaffen wir das im Schulterschluss nicht, drohen vor dem Hintergrund multipler Krisen die Interessen von Gastwelt und Tourismuswirtschaft wieder einmal übersehen zu werden.“

Im vergangenen Jahr hatte die Denkfabrik eine wissenschaftliche Untersuchung der politischen Strukturen in Deutschland und Europa in Auftrag gegeben. Das Ergebnis zeigt: Obwohl die Gastwelt 13,5 Prozent aller Erwerbstätigen in der Bundesrepublik beschäftigt und flächendeckend präsent ist, spiegelt sich ihre Bedeutung nicht in der politischen Organisation auf Bundesebene wider. Die von der Hochschule Heilbronn durchgeführte Studie plädiert folglich auch für ein gebündelteres Vorgehen – bei den politischen Strukturen und Fördermaßnahmen, um die Gastwelt international wettbewerbsfähig zu halten.

Die Denkfabrik schlägt aus diesem Grund die Schaffung eines Staatsministers oder einer Staatsministerin im Kanzleramt vor. Klinge: „Wir brauchen endlich einen zentralen Ansprechpartner in Berlin, bei dem alle Fäden zusammenlaufen und der auch etwas politisch bewegen kann“. Nur so könnten zentrale Themen wie Digitalisierung, Investitionsstau, Nachhaltigkeit und Fachkräftemangel auf höchster Ebene koordiniert und angepackt werden.

Die Gastwelt sei schließlich kein Randthema, sondern eine Schlüsselbranche, die aufgrund ihrer mittelständischen geprägten Strukturen gerade jetzt politische Umsetzungspower brauche. „Die bisherige Beauftragten-Lösung hat dies nicht ermöglicht. Ein Staatsminister oder eine Staatsministerin im Kanzleramt wäre deutlich durchsetzungsstärker und an der richtigen Stelle, um den Turnaround für die Gastwelt zu schaffen“, betont Klinge.

Hintergrund

Gastwelt

Die Gastwelt ist ein vom Fraunhofer IAO und der Denkfabrik im Jahr 2022 neu konzipierter Dienstleistungssektor, der Gastlichkeit und Lebensqualität als gemeinsames Serviceprodukt in den Mittelpunkt stellt. Die Gastwelt ist durch ihre 250.000 mittelständischen Betriebe eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft und mit 6,2 Millionen Mitarbeitenden der zweitgrößte Arbeitgeber Deutschlands. Sie setzt sich aus den Gastwelt-Sektoren Beherbergung, Gastronomie, Foodservice, Tourismus und Freizeitwirtschaft zusammen und prägt damit den Alltag von Millionen Menschen. Als Arbeitgeber, Standortfaktor und Innovationsmotor trägt die Gastwelt maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität bei und schafft als #HerzUnsererGesellschaft Orte der Begegnung und des sozialen Miteinanders. Ihre enge Verzahnung mit Handel, Mobilität, Digitalisierung und Infrastruktur macht sie zu einer unverzichtbaren Querschnittsbranche mit Millionen Arbeitsplätzen und hoher Standorttreue.

DZG

Die 2021 gegründete Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) vernetzt auf Bundesebene Politik, Wissenschaft, Verbände und hochkarätige Vertreter aller Wertschöpfungssektoren der Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeit). Der interdisziplinäre und überparteiliche Thinktank fokussiert sich inhaltlich auf strategische Zukunftsthemen – wie Arbeitskräftesicherung, Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und KI – und entwickelt praxisnahe Maßnahmen zur effektiveren Krisenbewältigung.

Die über 200 Mitgliedsunternehmen und Partner der Spitzenorganisation (wie z.B. die Radeberger Gruppe, Deutsche Bahn, Unilever Food, Motel One, Transgourmet, Metro, Center Parcs, Dorint, Bioland, Dussmann, NordCap, Best Reisen, FlixBus, Booking.com, Gerolsteiner) beschäftigen zusammen über 740.000 Mitarbeitende in allen Regionen Deutschlands. Außerdem engagieren sich über 20 führende Verbände und Organisationen aus allen fünf Gastwelt-Sektoren (wie z.B. die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland HDV, der Verband Deutscher Freizeitparks VDFU, der Verband Internet Reisevertrieb VIR, der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen, die Deutsche Barkeeper-Union DBU, die Jeunes Restaurateurs Deutschland JRE, der Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik HKI) in der DZG.