Sondierungen: Denkfabrik begrüßt positive Signale an die Gastwelt

10. März 2025 – Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG)

Klinge: Finanzierung und operative Umsetzung werden jetzt entscheidend

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) begrüßt die im Sondierungspapier von CDU/CSU und SPD vereinbarten Entlastungen für unseren Dienstleistungssektor als wichtigen Erfolg. Besonders die dauerhafte Rückkehr zur reduzierten Umsatzsteuer von 7 Prozent auf Speisen sei ein bedeutender Fortschritt und das Ergebnis intensiver Arbeit vieler Akteure in den vergangenen Monaten. „Diese Entscheidung ist ein großer Erfolg für alle, die sich mit Nachdruck für eine wirtschaftlich vernünftige Lösung eingesetzt haben. Die Denkfabrik hat immer wieder klargemacht, dass eine Rückkehr zu 7 Prozent für viele Betriebe überlebenswichtig ist. Wichtig wird jetzt, wie die Maßnahmen finanziert und in der Regierung operativ umgesetzt werden“, erklärt Dr. Marcel Klinge, Vorstandsvorsitzender der DZG. Er fordert weiter eine Staatsministerposition für Tourismus und Gastwelt im Kanzleramt, um zentrale Anliegen politisch zu priorisieren.

Neben der Mehrwertsteuerreform sieht die Denkfabrik auch in der geplanten Absenkung der Stromsteuer auf den EU-Mindestwert und der Halbierung der Übertragungsnetzentgelte einen überfälligen Schritt zur Entlastung gerade kleiner und mittlerer Unternehmen. Für energieintensive Betriebe könne dies erhebliche Kostenersparnisse bringen. Das stärke die Wettbewerbsfähigkeit und sichere touristische Infrastruktur. Ebenso seien steuerfreie Zuschläge für Mehrarbeit und die Flexibilisierung der Arbeitszeitregelungen hin zu einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit sinnvolle Maßnahmen, um die Arbeitskräfteverfügbarkeit spürbar zu verbessern.

Doch Klinge mahnt auch zur Vorsicht: „Ein Sondierungspapier ist noch kein Koalitionsvertrag. Die Haushaltslage bleibt angespannt, und ohne eine Reform der Schuldenbremse sowie eine verfassungsrechtliche Absicherung der Sondervermögen könnten zentrale Vorhaben schnell ins Wanken geraten. CDU/CSU und SPD müssen noch in der auslaufenden Wahlperiode eine Einigung zur Änderung des Grundgesetzes hinbekommen, um die Maßnahmen zu finanzieren, sonst sitzt die neue Bundesregierung in der gleichen Falle, wie am Ende die Ampel.“ Zusätzliche Unsicherheiten sieht die Denkfabrik im bevorstehenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Solidaritätszuschlag Ende März. Sollte der Soli entfallen, drohen weitere Finanzierungslücken, die auch geplante Entlastungen für die Gastwelt gefährden könnten.

Die Denkfabrik werde die Koalitionsverhandlungen eng begleiten und appelliert an die Branche, sich weiter aktiv für strukturelle und finanzielle Verbesserungen einzusetzen. „Wir haben einige Erfolge gemeinsam erzielt, aber die Herausforderungen bleiben. Jetzt kommt es darauf an, dass die Umsetzung gelingt und die Politik auch in schwierigen Zeiten Kurs hält“, so Klinge. Ein wichtiger Punkt für den Erfolg sei die politisch-operative Verantwortung für Gastwelt und Tourismus in der neuen Bundesregierung. Die Themen müssten hochrangig im Kanzleramt koordiniert werden, so die Denkfabrik.

Hintergrund

Gastwelt

Die Gastwelt ist ein vom Fraunhofer IAO und der Denkfabrik im Jahr 2022 neu konzipierter Dienstleistungssektor, der Gastlichkeit und Lebensqualität als gemeinsames Serviceprodukt in den Mittelpunkt stellt. Die Gastwelt ist durch ihre 250.000 mittelständischen Betriebe eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft und mit 6,2 Millionen Mitarbeitenden der zweitgrößte Arbeitgeber Deutschlands. Sie setzt sich aus den Gastwelt-Sektoren Beherbergung, Gastronomie, Foodservice, Tourismus und Freizeitwirtschaft zusammen und prägt damit den Alltag von Millionen Menschen. Als Arbeitgeber, Standortfaktor und Innovationsmotor trägt die Gastwelt maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität bei und schafft als #HerzUnsererGesellschaft Orte der Begegnung und des sozialen Miteinanders. Ihre enge Verzahnung mit Handel, Mobilität, Digitalisierung und Infrastruktur macht sie zu einer unverzichtbaren Querschnittsbranche mit Millionen Arbeitsplätzen und hoher Standorttreue.

DZG

Die 2021 gegründete Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) vernetzt auf Bundesebene Politik, Wissenschaft, Verbände und hochkarätige Vertreter aller Wertschöpfungssektoren der Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeit). Der interdisziplinäre und überparteiliche Thinktank fokussiert sich inhaltlich auf strategische Zukunftsthemen – wie Arbeitskräftesicherung, Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und KI – und entwickelt praxisnahe Maßnahmen zur effektiveren Krisenbewältigung.

Die über 200 Mitgliedsunternehmen und Partner der Spitzenorganisation (wie z.B. die Radeberger Gruppe, Deutsche Bahn, Unilever Food, Motel One, Transgourmet, Metro, Center Parcs, Dorint, Bioland, Dussmann, NordCap, Best Reisen, FlixBus, Booking.com, Gerolsteiner) beschäftigen zusammen über 740.000 Mitarbeitende in allen Regionen Deutschlands. Außerdem engagieren sich über 20 führende Verbände und Organisationen aus allen fünf Gastwelt-Sektoren (wie z.B. die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland HDV, der Verband Deutscher Freizeitparks VDFU, der Verband Internet Reisevertrieb VIR, der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen, die Deutsche Barkeeper-Union DBU, die Jeunes Restaurateurs Deutschland JRE, der Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik HKI) in der DZG.