Denkfabrik fordert Themenschwerpunkt „Gastwelt“ in neuer Tourismusstrategie der Bundesregierung

7. Oktober 2025 – Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG)

Klinge: Nationale Tourismusstrategie benötigt ambitionierten Zeitplan und endlich mehr Verbindlichkeit

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) fordert die Bundesregierung auf, die geplante „Nationale Tourismusstrategie“ deutlich breiter aufzustellen und dabei die „Gastwelt“ als zentralen Bestandteil des Tourismusstandorts Deutschland sichtbar zu machen. Hotellerie, Gastronomie, Freizeitwirtschaft und Gemeinschaftsverpflegung müssten als eigenständiger Themenschwerpunkt verankert werden, um zentrale Herausforderungen wie Arbeitskräftemangel, Digitalisierung, KI und Nachfolge aktiv anzugehen. Die DZG schlägt zudem vor, dass die neue Tourismusstrategie langfristig angelegt sein müsse. Ein Neustart in jeder Wahlperiode sorge am Ende dafür, dass man sich in Prozessen binde und niemals wirklich in die Umsetzung komme. Deshalb müsse es bis zum regulären Ende der laufenden Wahlperiode einen konkreten wie ambitionierten Zeitplan geben, der konkrete Umsetzungsschritte zulasse, erklärt DZG-Vorstandssprecher Dr. Marcel Klinge.

„Die Gastwelt ist nicht bloß Begleitbranche des Tourismus – sie ist mit über sechs Millionen Beschäftigten eine tragende Säule für Stabilität, Teilhabe und regionale Entwicklung. Ohne Gastwelt kein Tourismus und kein gesellschaftliches Leben vor Ort“, sagt der ehemalige Bundestagsabgeordnete weiter. „Wer die Tourismusstrategie wirklich zukunftsfähig aufstellen will, muss genau diese Rolle anerkennen – nicht am Rand, sondern im Zentrum. Und das muss über die Verbände hinausgehen und die betriebliche Praxis einbeziehen.“

Kritisch sieht die Denkfabrik, dass in den vergangenen Jahren zwar viele Prozesse initiiert, aber selten umgesetzt wurden. Die Plattform Zukunft des Tourismus laufe zum Jahresende aus – ohne eine erkennbare Anschlussstruktur. Klinge warnt: „Bisher ist es keiner Bundesregierung gelungen, eine abgestimmte, mit konkreten Maßnahmen unterlegte Tourismusstrategie zu entwickeln, die über den jeweiligen Wahltag hinaus Bestand hatte. Wenn wir uns nicht grundsätzlich über Methode und Ziel verständigen, droht auch der nächste Anlauf ohne Wirkung zu bleiben. Wir benötigen konkrete, messbare Maßnahmen, einen Zeitplan und Verbindlichkeit über die nächste Bundestagswahl hinaus.“

Um Planbarkeit und Verlässlichkeit zu fördern, schlägt die DZG die Einrichtung eines Deutschen Tourismusrats vor: ein regelmäßig tagendes, öffentliches Forum, das politische Entscheidungsprozesse durch unternehmerischen und gesellschaftlichen Input stärkt. Ziel sei, die Breite des touristischen Ökosystems abzubilden – auch Akteure, die bisher nicht repräsentiert sind. Das würde nach Ansicht der Denkfabrik nicht nur für mehr Kontinuität, sondern auch für größere Akzeptanz sorgen. Gastwelt-Unternehmer müssten sich aktiv in den Prozess der Strategiefindung einbringen können, über die klassischen Verbände hinaus. 

Die DZG warnt davor, die Mikroperspektive außer Acht zu lassen: „Wer strategisch denkt, braucht auch die Orte des Alltags im Blick: das Café, die Kantine, die Bar, das Schwimmbad, den Gasthof“, so der Sprecher der Denkfabrik. „Denn die Gastwelt ist Treffpunkt, Arbeitgeber, Anker – und ein unverzichtbarer Teil des Tourismusstandorts Deutschland. Wir haben jetzt, wenn alles regulär läuft, noch etwas mehr als drei Jahre in dieser Wahlperiode. Das ist nicht viel Zeit, die man jetzt effektiv nutzen sollte.“

Hintergrund

Gastwelt

Die Gastwelt ist ein vom Fraunhofer IAO und der Denkfabrik im Jahr 2022 neu konzipierter Dienstleistungssektor, der Gastlichkeit und Lebensqualität als gemeinsames Serviceprodukt in den Mittelpunkt stellt. Die Gastwelt ist durch ihre 250.000 mittelständischen Betriebe eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft und mit 6,2 Millionen Mitarbeitenden der zweitgrößte Arbeitgeber Deutschlands. Sie setzt sich aus den Gastwelt-Sektoren Beherbergung, Gastronomie, Foodservice, Tourismus und Freizeitwirtschaft zusammen und prägt damit den Alltag von Millionen Menschen. Als Arbeitgeber, Standortfaktor und Innovationsmotor trägt die Gastwelt maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität bei und schafft als #HerzUnsererGesellschaft Orte der Begegnung und des sozialen Miteinanders. Ihre enge Verzahnung mit Handel, Mobilität, Digitalisierung und Infrastruktur macht sie zu einer unverzichtbaren Querschnittsbranche mit Millionen Arbeitsplätzen und hoher Standorttreue.

DZG

Die 2021 gegründete Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) vernetzt auf Bundesebene Politik, Wissenschaft, Verbände und hochkarätige Vertreter aller Wertschöpfungssektoren der Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeit). Der interdisziplinäre und überparteiliche Thinktank fokussiert sich inhaltlich auf strategische Zukunftsthemen – wie Arbeitskräftesicherung, Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und KI – und entwickelt praxisnahe Maßnahmen zur effektiveren Krisenbewältigung.

Die über 200 Mitgliedsunternehmen und Partner der Spitzenorganisation (wie z.B. die Radeberger Gruppe, Deutsche Bahn, Unilever Food, Motel One, Transgourmet, Metro, Center Parcs, Dorint, Bioland, Dussmann, NordCap, Best Reisen, FlixBus, Booking.com, Gerolsteiner) beschäftigen zusammen über 740.000 Mitarbeitende in allen Regionen Deutschlands. Außerdem engagieren sich über 20 führende Verbände und Organisationen aus allen fünf Gastwelt-Sektoren (wie z.B. die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland HDV, der Verband Deutscher Freizeitparks VDFU, der Verband Internet Reisevertrieb VIR, der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen, die Deutsche Barkeeper-Union DBU, die Jeunes Restaurateurs Deutschland JRE, der Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik HKI) in der DZG.